Inszenierende
Raumtypografie
Im Auftrag des | Museums der bildenden Künste Leipzig |
Zeitraum | Seit 2017 |
- Raumtypografie
- Szenografie
- Ausstellungsgrafik
2017 wird Alfred Weidinger Direktor des Museum der bildenden Künste Leipzig. In diesem Zuge beauftragt er uns als Mitwirkende für inszenierende Ausstellungstypografie. Wir begleiten den Umbau von reiner Sammlungspräsentation hin zu Ausstellungsräumen, in denen Werke mithilfe von Wort und Bild behutsam kontextualisiert werden. Ziel ist es, den Besuchenden unabhängig von ihrem Vorwissen einen Zugang zu einem kunstgeschichtlichen Gesamterlebnis zu ermöglichen.
Sammlungen inszenieren
Zeitlose Dauerausstellungen
Gemäß der neuen Corporate Design Vorgaben des Hauses und unter Berücksichtigung der spezifischen Eigenschaften der Werke setzen wir die typografischen Wandgestaltungen der einzelnen Dauerausstellungsräume sukzessiv um. Die Typografie im Klinger-Saal beispielsweise inszenieren wir zeitlos-elegant, um seine Werke für sich sprechen zu lassen und deren Unvergänglichkeit zu unterstreichen. Wo es jedoch angebracht ist, ist in der Gestaltung auch eine zeitliche Einordnung der jeweils präsentierten Werke integriert.
„Die Kunstwerke werden durch Raumtexte und Zitate ergänzt, die wiederum in die Themen einführen und ihnen erlebbare Stimmen geben. “
Dr. Fabian Müller, Kurator des Hauses
Expressive Dauerausstellungen
So stehen die Sammlungen Schletter (Romantik) und Klassische Moderne durch das raffinierte Zusammenwirken verschiedener grafischer Mittel in sinnästhetischer Zeitordnung. Werke, Wandfarbe, Schriften, sowie Text- und Bildzitate schaffen ganzheitliche Raumerlebnisse und unterstreichen kunsthistorische Dramaturgien. In diesen Projekten arbeiten wir eng mit verschiedenen Kurator:innen des Hauses zusammen, setzen ihre Vorstellungen nach Vorgaben grafisch um und delegieren Aufträge an die produzierenden Gewerke weiter.
„Besucher:innen werden nicht länger alleine gelassen, sondern vom vermittlungstechnischen Programm aufgefangen.“
Dr. Fabian Müller, Kurator des Hauses
Vielfalt künstlerischer Positionen
Sonderausstellungen
Seit 2017 statten wir über 20 Sonderausstellungen im MdbK mit inszenierender Wandtypografie aus. Dabei variiert die Tiefe der Zusammenarbeit von Projekt zu Projekt – von reinem Schriftsatz mit anschließender Produktionsbetreuung bis hin zur kooperativen Erstellung der Werkspositionierungen und Wandabwicklungen mit den verantwortlichen Kurator:innen. Unser Fokus liegt immer darauf, die konzeptionelle Aussage einer Sonderausstellung durch die Auswahl adäquater gestalterischer Mittel zu unterstreichen.
Sonderausstellung: Ren Hang (2017)
Die Fotografieausstellung des polarisierenden chinesischen Künstlers Ren Hang ist die weltweit erste Schau seit seinem Suizid. Und die erste Sonderausstellung im Haus, an der wir beteiligt sind. Gemeinsam mit Museumsdirektor Alfred Weidinger entwerfen wir Wandabwicklungen, die den poetisch-politischen Analogfotografien entsprechen. Zitate des Künstlers über Werk und Welt, sowie kompakt-informative Texte und ästhetische Elemente zieren die geheimnisvollen Bildmotive. Sie schweben über oder unter ihnen, rahmen sie behutsam ein, erzählen ihre Emotionen weiter.
Sonderausstellung: Arno Rink — Ich male! (2018)
Für die Ausstellung des berühmten Vertreters der Leipziger Schule setzen wir auf zurückhaltende Wandtypografie. Dezent stehen Werksbezeichnungen und Leihgeber mittelaxial unter den ausdrucksstarken Bildern des Malers. Sie bilden durch ihre vertikal gleichförmige Anordnung ein dezentes und informatives Band, das keine Aufmerksamkeit von den Gemälden ablenkt und dennoch leicht erkennbar ist. Diese grafische Form dient seitdem als Standardwerksbeschriftung im Museum.
Was wir lernen
Fazit und Erkenntnisse
Ein Kunstmuseum ist widersprüchlich in sich: Es ist ein Ort ehrwürdiger Tradition und rasanter Beweglichkeit. Aufgrund ihrer zeitlichen Begrenzung fordern Sonderausstellungen viel von allen Beteiligten: Abstimmungsprozesse finden auf kurzem Wege und oft unter Zeitdruck statt. Hier stehen wir unseren Auftraggebenden reaktionsschnell und flexibel zur Verfügung. Bei Sammlungspräsentationen erkennen wir: Das Museum wirkt als Ganzes, nicht als Summe der einzelnen Teile. Der ganzheitliche Blick auf bereits umgesetzte Räume und spezifische Detailanforderungen aktueller Räume und Exponate ist deshalb unerlässlich.